Eine der häufigsten Fragen die mir gestellt werden ist, wo ich denn all diese Tiere finde die ich fotografiere. "Ich bin so oft draussen, aber ich sehe nie etwas".
Ich glaube die wichtigste Eigenschaft die man braucht, ist Achtsamkeit, denn zu sehen gibt es immer etwas, man muss nur genau hinsehen, mit allen Sinnen durch die Natur gehen, oder vielmehr IN die Natur gehen. Vielleicht sieht man keine Tiere, findet aber deren Spuren, oder man kann sie riechen. Ja tatsächlich auch riechen. Hat man zum Beispiel im Wald plötzlich einen Maggieähnlichen Geruch in der Nase, bedeutet das, das hier vor kurzem WIldschweine unterwegs waren. Wildschweine riechen nach Maggi ? Ja tasächlich verströmen sie einen Geruch, der an die beliebte Speisewürze erinnert. Man sagt, das dies am Stoffwechsel der Tiere liegt.
Beim Sonntagsspaziergang mit der Familie wird man vermutlich nur wenige Tiere entdecken, man ist oft viel zu sehr abgelenkt, unterhält sich, hat vielleicht spielende Kinder dabei. Ausserdem, diese Spaziergänge finden oft traditionell am Mittag statt, und da sind meist nicht sehr viele Tiere unterwegs. Meiner Erfahrung nach, ist die beste Zeit um Tiere zu beobachten, der frühe Morgen, kurz nach Sonnenaufgang.
Wenn ihr Tiere beobachten wollt, setzt euch ein Stück abseits des Weges einfach hin und wartet, nicht nur ein paar Minuten, und nicht nur einmal. Versucht mal, eine Stunde auszuhalten, schaltet das Handy auf lautlos und seid einfach da, beobachtet und genießt was um euch herum passiert. Sucht diesen Platz so oft es geht, es eure Zeit erlaubt und ihr Lust habt auf. In der Wildnispädagogik nennen wir das unseren Sitzplatz, und ist so wichtig, das ich hierzu noch einen eigenen Blogartikel schreiben werde.
Natürlich ist es auch hilfreich, nicht nur zu wissen, wann die Tiere die wir beobachten wollen unterwegs sind, sondern auch wo. Wenn wir beispielsweise Eisvögel sehen möchten, gehen wir nicht in den Wald, sondern ans Wasser.
Tiere zu beobachten ist also eine Mischung aus Achtsamkeit, Geduld, und oft auch sehr viel Recherche.
Für mein erstes Foto vom Uhu habe ich zum Beispiel zwei Jahre gebraucht. Zuerst habe ich ihn rufen hören. Diesen Rufen bin ich dann nachgegangen und habe versucht zu lokalisieren wo der Ruf etwa herkommt. Danach habe ich mich auf die Suche nach Spuren gemacht. Ich habe Bäume gesucht, unter denen vermehrt Vogelkot zu sehen war, dann habe ich geschaut ob nicht nur Kot sondern auch Gewölle unter dem Baum lagen. Die Gewölle des Uhus unterscheiden sich leicht von denen anderer Eulen durch ihre Größe, sind sie doch bis zu 12cm groß.
So habe ich nach und nach die Schlafbäume des Uhus gefunden, und dann hieß es Geduld haben. Ich kann nicht sagen wieviele Stunden ich gewartet habe, aber es waren verdammt viele, letztendlich kam dann aber doch der Tag an dem ich ihn fotografieren konnte.
Für dieses Foto waren zwei Jahre des Suchens und Wartens notwendig, aber es hat sich gelohnt.
Ihr seht also, um Tiere zu beobachten oder sogar zu fotografieren reicht es nicht aus, nur mal schnell durch den Wald zu laufen, hinter einigen Bildern steckt sehr viel Arbeit.
Die Natur zu erkunden ist eine unglaublich schöne Beschäftigung, aber bitte denkt immer daran, die Tiere stehen immer an erster Stelle. Versucht sie so wenig wie möglich zu stören, achtet die Brut- und Setzzeiten.
Wenn ihr noch Fragen zum Thema habt, dürft ihr mich gerne kontaktieren.
Ansonsten, bis bald im Wald, Euer Stefan
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